Nepal verkündete kürzlich, dass auf Staatsgebiet neu 14 statt wie vorher acht Berge über 8000 Meter stehen. Die sechs neuen wurden dabei natürlich nicht neu entdeckt. Vielmehr will Nepal auch Nebengipfel als eigene Berge listen. Aus dem Kangchendzönga werden so beispielsweise neu fünf Gipfel.
Die Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA) mit Sitz in Bern werde sich Medienberichten zufolge im Herbst bei der Jahreshauptversammlung dieses Anliegens annehmen und entscheiden, ob die «neuen» Berge anerkannt werden. Dies hätte auch Folgen für die Liste der höchsten noch unbestiegenen Berge der Welt. Denn der Lhotse-Middle East (8372m) gilt als noch nicht bezwungen. Er wäre damit der höchste Berg, auf dem nachweislich noch nie jemand war.
Dabei muss klar gesagt werden: Man kann bei keinem (als unbestiegen geltenden) Berg mit Sicherheit sagen, dass noch nie jemand auf dem Gipfel stand. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Manchmal gingen schlicht Beweise verloren, manchmal wurde unterschiedlich gemessen, manchmal handelt es sich um ein Definitionsproblem und manchmal ist das Besteigen verboten – womit niemand herausposaunen würde, dass er eben doch oben war.
Trotzdem kann eine Liste mit 17 Bergen über 7000 Metern erstellt werden, welche von grossen Mehrheiten in der Bergsteigerszene als unbestiegen gelten – und vielleicht kommt da ja auch bald noch ein 8000er dazu.
Da es Berge über 7000 Meter nunmal einzig in Asien gibt (total 103), ist es nur logisch, dass sich die 17 Ungetüme, auf denen noch nie ein Mensch war, alle dort versammeln. Wo sie genau liegen, zeigt dir diese Karte:
Da alle 14 (oder bald 20) Berge mit einer Höhe über 8000 Meter bestiegen wurden, sind diese hier die zehn höchsten Erhebungen, auf welchen noch nie jemand nachweislich war:
In den Alpen gelten alle Berge als bestiegen. Der womöglich letzte Berg, auf dem nie jemand war, war der Vjetreno Brdo im Prenj-Gebirge in Bosnien und Herzegowina. Dieser ist zwar nur 2082 Meter hoch, aber seine Lage und die geringe Höhe machten ihn unattraktiv.
In den Anden gelten noch ca. 40 bis 60 Berge über 5000 Metern als unbestiegen. Auch hier ist die Beweislage nicht immer einfach und oft die Lage ein Hauptgrund für die «Unbestiegenheit». Allerdings gibt es verschiedene Touren, welche Erstbesteigungen anbieten. Dabei kommt es vor, dass sie dann auf einem Gipfel stehen und doch schon Anzeichen von menschlicher Anwesenheit (z.B.: Steinmännchen) finden.
Noch vor 5 Jahren zählte die Liste der unbezwungenen Berge über 7000 Meter 31 Gipfel. In den letzten Jahren wurde aber einer nach dem anderen erklommen.
Bis im Juli 2024 galt der Muchu Chhish als höchster unbezwungener Berg, auf den man darf (höher ist nur der Gangkhar Puensum, siehe unten).
Der Koloss in Pakistan liegt sehr abgelegen und ist schwierig erreichbar. Eigentlich ist der Blick auf diesen – extrem lawinengefährlichen – Grat schon Erklärung genug, warum noch nie jemand ganz oben stand. Angeblich wurden überhaupt erst wenige Versuche zur Besteigung unternommen.
Doch im letzten Sommer standen drei Tschechen auf dem Gipfel. Sie brauchten seit 2020 vier Versuche, um den Berg zu erklimmen.
Rund einen Monat nach dem Muchu Chhish wurde auch der damals vierthöchste, unbestiegene Berg erstmals betreten. Die beiden Chinesen Liu Yang and Song Yuancheng setzten im August 2024 erstmals einen Fuss auf den Gipfel. Davor gab es seit 1986 einige wenige Versuche, die aber alle scheiterten.
Auch auf den Yermanendu Kangri setzte bis im Juli 2023 kein Mensch einen Fuss. Dann erreichten Simon Messner und Martin Sieberer den Gipfel. Damals war der Berg der zehnthöchste, der nie bestiegen wurde.
Und ja, Simon Messner ist der Sohn der Bergsteiger-Legende Reinhold Messner.
Der Grund, warum ein Berg noch als nicht bestiegen gilt, ist selten die zu hohe Schwierigkeit. Vielmehr sind es oft Verbote, welche die Besteigung verhindern. Wir haben hier drei Berge herausgepickt und klären, warum noch nie jemand oben war.
Der Gangkhar Puensum gilt als höchster unbestiegener Berg der Welt. Das dürfte sich auch kaum ändern, denn Bergsteigen ist in Bhutan staatlich verboten, weil Berggipfel als Wohnort von Geistern und Götter gelten. Als das Bergsteigen in Bhutan vorübergehend erlaubt war, scheiterten Mitte der 1980er Jahre vier Expeditionen und als 1998 eine Gruppe eine Ausnahmebewilligung erhielt, konnte nur ein Nebengipfel erreicht werden.
Nicht zufällig wird der Machapuchare auch «Matterhorn Nepals» genannt. Doch während auf das echte Matterhorn einst eine Seilbahn geplant war, erklomm beim Machapuchare noch nie jemand den Gipfel. Somit ist der heilige Berg, der höchste noch nie bestiegene Berg unter 7000 Metern.
Seit 1964 ist die Besteigung verboten, 1957 drehte eine englische Expedition wenige Meter vor dem Gipfel um. In den 1980er Jahren soll eine illegale Besteigung stattgefunden haben.
Der kleinste hier vorgestellte Berg ist der Mount Kailash. Der Berg in Tibet ist heilig. Wie der Gangkhar Puensum und Machapuchare ist sein Besteigen verboten. Reinhold Messner erhielt zwar 1985 eine Genehmigung, verzichtete aber auf den Aufstieg. 2001 hätte ein Spanier fast auch die Bewilligung erhalten, nach vielen Protesten wurde diese aber verwehrt.
Der Mount Kailash wird jährlich von vielen Pilgern besucht. Zum einen, weil er heilig ist, zum anderen weil seine symmetrische Form und die ganzjährige Schneekuppe einfach grossartig anzusehen sind.
Dieser Artikel erschien 2019 erstmals und wurde aus aktuellem Anlass aktualisiert.
Falls ein Bergsteiger watson liest..
Wieso rennen alle wie blöd auf den Mt. Everest, wenn man hier diesen (zwar mit viel Mühsal) Berg als Erster besteigen könnte ?
Noch in 20'000 Jahren wäre man der Erste, der seine Flossen auf dem Berg hatte.
Falls man den Muchu Chhish (7452 m) besteigen würde, würde man dann nicht die Steilwand hinauf, wo vermutlich keine Lawinengefahr herrscht ?